Symbolbild Berliner Tunnelraub

Der Berliner Tunnelraub: Zehn Millionen Euro Beute aus Bankschließfächern

Der Berliner Tunnelraub gehört zu den spektakulärsten Raubüberfällen in Deutschland. Die Räuber verschafften sich mit einem Tunnel Zugang zum Tresorraum einer Berliner Volksbank. Wie der Tunnelraub ablief, welche Fehler gemacht wurden und welche Folgen der Einbruch für die Schließfach-Kunden hatte.

45 Meter lang, vier Meter tief unter der Erde. Der Zugang, den die Täter beim Berliner Tunnelraub gegraben hatten, war beeindruckend. Die Bande wurde nie gefasst. Ihre Beute: Schmuck, Geld und Gold in Höhe von rund zehn Millionen Euro aus aufgebrochenen Schließfächern.

Wie lief der Berliner Tunnelraub ab?

Der Berliner Tunnelraub wurde mit großer Ausdauer und Aufwand vorbereitet. Es begann im Herbst 2011: Mit einem gefälschten niederländischen Pass mietete ein Mitglied der Tunnelbande ein Schließfach der Volksbank an. Nun konnte er sich in aller Ruhe im Tresorraum umschauen. Parallel dazu mieteten die Tunnelräuber vier Parkplätze in einer naheliegenden Tiefgarage. Sie sorgten für Blickschutz, brachen ein großes Loch in die 30 Zentimeter dicke Betonwand der Tiefgarage und begannen zu graben. Unbemerkt transportierten sie in den nächsten Monaten 120 Tonnen Sand und Geröll mit Autos und Kleintransportern ab und karrten hunderte schwere Holzbohlen und über tausend massive Holzwinkel heran, die zur Verschalung des Tunnels benötig wurden.

Weil es sich bei der Berliner Volksbank nicht um ein Hochsicherheitsgebäude handelte, konnten sich die Bankräuber tatsächlich unbemerkt bis an die Mauern der Immobilie herangraben. Es gibt europaweit nur wenige echte Hochsicherheitsimmobilien zur Werteinlagerung – Bankgebäude gehören üblicherweise nicht dazu.

Echte Hochsicherheitsimmobilien sind mehrfach gegen Tunnelgrabungen gesichert. Verschiedene bauliche Maßnahmen sorgen dafür, dass Tunnelräuber bereits frühzeitig auf kaum überwindbare Hindernisse stoßen.

Wie später bekannt wurde, lösten die Tunnelgräber während der Arbeiten an der 80 Zentimeter dicken Stahlbetonwand des Bankgebäudes einen Alarm im Tresorraum aus. Der Wachmann kam, kontrollierte allerdings lediglich den Zugang zum Tresorraum. Da es hier keine besonderen Vorkommnisse gab, ging er von einem Fehlalarm aus und verzichtete darauf, einen Verantwortlichen der Bank zu informieren und den Tresorraum zu überprüfen – ein folgenschwerer Fehler.  Nach diesem vermeintlichen Fehlalarm gab es offenbar keine weitere Alarmauslösung.

Bei Hochsicherheitsimmobilien ist ein unbemerktes Annähern mit Grabungen praktisch unmöglich. Sensoren erkennen feinste Erschütterungen, die von außen auf die Mauern einwirken. Bei EMS sind in den Wänden zusätzlich weitere Sensoren eingebaut, die selbst erschütterungsfreie Einbruchsmethoden erkennen können.

In der Nacht zum 14. Januar 2013 wurde der Berliner Tunnelraub vollendet. Die Mauern der Berliner Volksbank bestanden aus Stahlbeton – kein Hindernis für die Diamantbohrkronen der Tunnelräuber.

  • Die Mauer der EMS-Hochsicherheitsimmobilie besteht nicht nur aus Stahlbeton, sondern aus fünf Materialien, die in ihrer Gesamtheit mit keinem heute bekannten Werkzeug zerschnitten oder durchbohrt werden können. Erfahren Sie dazu mehr im Filmbeitrag „Fort Knox in Heidenheim“ auf Wallstreet Online.

Die Täter brachen rund 300 der 1600 Schließfächer auf. Dann legten sie ein Feuer, um Spuren zu verwischen und verschwanden.

Berliner Tunnelraub: „Das perfekte Verbrechen“

Der Berliner Tunnelraub wurde in den Medien häufig als „das perfekte Verbrechen“ bezeichnet. In der Tat war die Umsetzung des Tunnelraubs beeindruckend. 50.000 Euro wurden von der Volksbank als Belohnung für die Aufklärung der Tat ausgelobt. Weltweit berichteten Zeitungen und Fernsehsender über den Fall, in Deutschland half auch die Sendung „Aktenzeichen XY“ bei der Suche nach Zeugen und Mitwissern. Hunderte Hinweise gingen ein. Eine Spur führte nach Polen, wo die Holzwinkel zur Abstützung des Tunnels gekauft wurden. Außerdem wurden polnische Bierflaschen gefunden mit zwei DNA-Spuren und zwei Fingerabdrücken. Doch letztlich endeten alle Spuren in Sackgassen. Auch die Beute tauchte nicht mehr auf.

Tunnelraub-Opfer ohne Versicherung

Vielen Schließfach-Mietern der Berliner Volksbank wurde erst nach dem Tunnelraub klar, dass ihre Werte nicht gegen Raub versichert waren. Nur rund 20 Prozent der Schließfach-Mieter verfügten über eine gesonderte Versicherung. Vor allem viele ältere Schließfach-Kunden hatten nicht nur unersetzbare Erinnerungswerte, Dokumente oder Familienschmuck verloren, sondern auch einen Großteil ihres Vermögens oder ihrer Altersvorsorge.

Für die nicht-versicherten Schließfach-Mieter begann nach dem Tunnelraub eine lange Odyssee: Es folgte ein jahrelanger Streit um Entschädigungszahlungen. Die Opfer des Berliner Tunnelraubs schlossen sich zur „Interessengemeinschaft Tunnelraub Berlin-Steglitz“ zusammen, organisierten unter anderem Demonstrationen und Mahnwachen vor der Volksbank. Der Bank wurde vor allem der Fehler des Wachmanns als Fahrlässigkeit zur Last gelegt.

  • Um mit günstigen Schließfach-Mieten werben zu können, sparen viele Schließfach-Anbieter am allgemeinen Versicherungsschutz für Kunden. Lesen Sie hier mehr zum Thema Schließfach-Versicherungen.

2019 bedauerte der zuständige Ermittler der Berliner Polizei gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass nur noch eine geringe Chance besteht, den Berliner Tunnelraub jemals aufzuklären. Er äußerte den Verdacht, dass einer der berüchtigten Berliner Clans hinter dem Tunnelraub stehen könnte. Zweifelsfrei handle es sich bei den Tätern um Profis.

Doch selbst wenn die Täter doch noch eines Tages gefasst werden sollten, wird das den Opfern des Tunnelraubs den Schaden nicht ersetzen.

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Über den Autor Bernd Elsenhans


Bernd Elsenhans war bis Ende 2021 Geschäftsführer der EOS Sicherheitsdienst GmbH & Co. KG und der EMS Werteinlagerung e.K. in Heidenheim an der Brenz. Als Sicherheitsexperte unterstützte er seine Kunden bei Werkschutz, Personenschutz und Veranstaltungssicherheit, bei der Abwehr von Wirtschaftskriminalität sowie bei Werttransporten und Werteinlagerung in eigens für Heidenheim erstellten, privaten Schließfächern. Bernd Elsenhans ist kooperatives Mitglied im Verband für Sicherheit in der Wirtschaft sowie 2. Vorsitzender des Vereins Freunde schaffen Freude e.V., einer Initiative zur Unterstützung von Menschen in Not. Er wurde bereits wiederholt mit dem Innovationspreis Ostwürttemberg ausgezeichnet, dem Mittelstandspreis Soziale Verantwortung und gehörte mit seinem Unternehmen EOS im Jahr 2015 zu den Finalisten für den OSPAs Security Outstanding Security Performance AWARD.