Gefangen im Tresorraum einer Volksbank – Hintergründe

In Paderborn und in Frankreich schlossen Bankmitarbeiter versehentlich Kunden im Tresorraum ein. Wie es zu diesem Sicherheitsfiasko kam, was das sicherheitstechnisch für Schließfachbesitzer bedeutet und wie Kunden bei EMS geschützt sind – die Hintergründe.

Der Tresorraum einer Paderborner Volksbank wurde vergangene Woche zum Gefängnis für einen 83-Jährigen Kunden. Er wurde versehentlich eingeschlossen. Ein sicherheitstechnischer Super-GAU!

Abends gingen die Bankmitarbeiter in den Feierabend. Für den Senior folgten lange, einsame Stunden im Tresorraum. Als er am Abend nicht vom Bankbesuch heimkehrte, gab seine besorgte Ehefrau eine Vermisstenanzeige auf. Dass sich der 83-Jährige unfreiwillig im Tresorraum befand? Auf diesen völlig abwegig scheinenden Gedanken kam niemand.

Stundenlang im Tresorraum

Es dauerte erstaunlich lange, bis die Sicherheitstechnik im Tresorraum mitten in der Nacht endlich die Anwesenheit des 83-Jährigen registrierte und Alarm ausgelöst wurde. Doch wer sich dort im Tresorraum aufhielt und was er dort tat, war wohl nicht zu erkennen. Deshalb ging man bei der Polizei von einem schweren Bankraub aus. Ein Großaufgebot rückte aus, die Bank wurde umstellt, Spezialkräfte stürmten das Gebäude – und „überrumpelten“ im Tresorraum schließlich den Senior. Um 23.10 Uhr war der Einsatz beendet.

Es ist gut nachvollziehbar, welch ungeheure psychische Belastung die stundenlange Gefangenschaft im Tresorraum für den Kunden bedeutet haben muss – und auch die Befreiung durch die Spezialkräfte war sicherlich ein erschreckendes Erlebnis. Glücklicherweise litt der Kunde offenbar nicht unter Platzangst und Panikattacken, die extreme Stress-Situation führte nicht zu bleibenden körperlichen Folgeschäden. Trotzdem musste nach der Befreiung aus dem Tresorraum erst einmal der Rettungsdienst den 83-Jährigen versorgen.

91-Jährige im Tresorraum vergessen

Nach schlimmer traf es eine hochbetagte Kundin in Frankreich vor einigen Jahren. Dort musste eine 91-jährige Schließfachbesitzerin sogar einen ganzen Tag im dunklen Tresorraum ihrer Bank in Rennes ausharren. Sie hatte sich an einem Samstag um 11.30 Uhr von einem Mitarbeiter der Bank zu ihrem Schließfach bringen lassen. Der Bankmitarbeiter schloss die Tresortüre hinter ihr – und vergaß sie dann einfach.

Im Tresorraum dieser Bank gab es offenbar auch keine funktionsfähige Sicherheitstechnik, die ihre Anwesenheit registrierte. Es wurde kein Alarm ausgelöst. Die 91-Jährige wurde erst am nächsten Vormittag im Tresorraum entdeckt, nachdem ihr Sohn eine große Suchaktion durchgesetzt hatte und die Bank schließlich bereit war, Wachleute zum Tresorraum zu schicken.

Als Anbieter von Hochsicherheits-Schließfächern wissen wir, dass es durchaus Kunden gibt, die mit einem beklemmenden Gefühl einen Tresorraum betreten. Die Frage: „Was passiert, wenn man hier eingeschlossen wird?“, bekommen wir immer wieder einmal zu hören. Umso schlimmer, wenn Fälle wie diese zeigen, dass so etwas mancherorts tatsächlich möglich ist. Um es kurz zu formulieren: Es darf einfach nicht möglich sein, dass eine Person unbemerkt im Tresorraum eingesperrt wird. Niemals.

Leider offenbaren diese Fälle auch, dass die Sicherheit der Schließfächer in vielen Bankgebäuden zu wünschen übrig lässt. Die Tresorräume vieler Banken weisen teilweise große Defizite im Sicherheitsbereich auf.

Im Tresorraum des Heidenheimer Hochsicherheitsgebäudes von EMS gibt es sowohl mehrere technische, biometrische und auch sicherheitsorganisatorische Vorkehrungen, die solche Fälle schlichtweg unmöglich machen. In einem Hochsicherheits-Tresorraum ist es definitiv nicht möglich, dass sich eine Person dort aufhält, ohne dass dies vom Sicherheitssystem sofort bemerkt wird. Die Schließfächer von EMS (und auch die Kunden) sind mit hochmodernster Sicherheitstechnik geschützt. Außerdem ist ein echter Hochsicherheits-Tresorraum nie unbewacht, bei EMS beispielsweise ist ein qualifizierter Sicherheitsdienst rund um die Uhr anwesend.

Wie der Kunde in Paderborn unbemerkt im Tresorraum eingesperrt werden konnte, ist übrigens derzeit noch unklar. Die Volksbank ließ entsprechende Anfragen der Presse unbeantwortet. Es bleibt zu hoffen, dass zumindest bankintern eine ausführliche Aufklärung stattfindet – damit sich ein derartiger Fall nicht wiederholen kann.

Haben Sie noch Fragen zum Thema Schließfach oder Tresorraum? Kontaktieren Sie uns, wir beraten Sie gern.



Über den Autor Bernd Elsenhans


Bernd Elsenhans war bis Ende 2021 Geschäftsführer der EOS Sicherheitsdienst GmbH & Co. KG und der EMS Werteinlagerung e.K. in Heidenheim an der Brenz. Als Sicherheitsexperte unterstützte er seine Kunden bei Werkschutz, Personenschutz und Veranstaltungssicherheit, bei der Abwehr von Wirtschaftskriminalität sowie bei Werttransporten und Werteinlagerung in eigens für Heidenheim erstellten, privaten Schließfächern. Bernd Elsenhans ist kooperatives Mitglied im Verband für Sicherheit in der Wirtschaft sowie 2. Vorsitzender des Vereins Freunde schaffen Freude e.V., einer Initiative zur Unterstützung von Menschen in Not. Er wurde bereits wiederholt mit dem Innovationspreis Ostwürttemberg ausgezeichnet, dem Mittelstandspreis Soziale Verantwortung und gehörte mit seinem Unternehmen EOS im Jahr 2015 zu den Finalisten für den OSPAs Security Outstanding Security Performance AWARD.